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EncroChat gehackt – folgt eine staatenübergreifende Verhaftungwelle?

Inhaltsverzeichnis

Der über spezielle Kryptohandys („EncroChat Handys“) verwendete Verschlüsselungsdienst EncroChat wurde seinen Nutzern jetzt zum Verhängnis. Er wurde gehackt!

WhatsApp, iMessage und Snapchat – heutzutage benutzt man Messengerdienste fast jeden Tag, und auch Geschäftsabwicklungen übers Handy sind keine Seltenheit mehr. Der über spezielle Kryptohandys verwendete Verschlüsselungsdienst EncroChat wurde seinen Nutzern jetzt zum Verhängnis: in vielen Staaten werden Menschen angeklagt, die über EncroChat kriminellen Aktivitäten nachgegangen sein sollen. Allein in Deutschland wurden bisher mehr als 2.250 Ermittlungsverfahren eingeleitet und über 750 Haftbefehle vollstreckt.

Was ist EncroChat und wie wird es benutzt?

Der 2014 in den Niederlanden gegründete Messengerdienst EncroChat hat sich den sicheren Austausch per Handy versendeter Nachrichten, Bilder und Texte zum Ziel gemacht und in mehr als 140 Ländern Kunden mit seinen Endgeräten beliefert. Die nur durch eine versteckte Tastenverknüpfung zu öffnenden Geräte sind zu einem Preis von 1.500 Euro im halben Jahr zu haben. Dies erklärt sich durch den Umstand, dass die Nachrichten auf dem Handy mit einer mehrstufigen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (Kryptierung) geschützt sind, welche nur auf identisch ausgerüsteten Handys entschlüsselt werden kann. Weiterhin existiert für alle Nachrichten ein „Burn-Time“-Mechanismus, der die Nachrichten binnen weniger Sekunden vom Handy entfernt. Da die verschlüsselten Handys größtenteils für den Handel mit Betäubungsmittel und Waffen genutzt wurden, machte sich EncroChat damit eine Namen als „WhatsApp für Straftäter“. Durch die mehrstufige Kryptierung galten die Handys als sicher vor Angriffen durch Hacker und Außenstehende – dies dachte man zumindest, bis EncroChat im letzten Jahr durch Ermittler aus Frankreich und den Niederlanden geknackt wurde.

Wie wurde EncroChat gehackt?

Die Ermittlungen zu EncroChat liefen bereits seit Ende 2018: Untersuchungen in Belgien hatten damals ergeben, dass für den Betäubungsmittelhandel mehr und mehr Handys mit Kryptierung genutzt werden. Zu dieser Zeit wurden in verschiedenen Ländern – unter anderem den Niederlanden und Frankreich – bereits verschlüsselte Nachrichten abgefangen, die Behörden schafften es aber technisch nicht, diese zu entschlüsseln. Im Dezember 2018 beschlagnahmten die französischen Sicherheitsbehörden die Kopien der EncroChat-Server in Frankreich. Zwar gelang auch hier keine direkte Entschlüsselung der übermittelten Daten, allerdings fanden die Ermittler das Passwort einer virtuellen Einrichtung der Entwickler des Dienstes, welches sie in den Besitz der Update-Keys brachte. Mithilfe dieser Keys wurde ein speziell getarntes Computerprogramm (Trojaner) entwickelt, der sich später als „stilles Update“ getarnt auf mehr als 30.000 mit EncroChat versehenen Handys spielen ließ.

Der Trojaner übermittelte den französischen und niederländischen Behörden unter Beteiligung von Eurojust und Europol ab dem 01. April 2020 sämtliche Daten der Encro-Handys: Nachrichten, Bilder, Texte, WiFi- und GPS-Daten wurden vor der Verschlüsselung abgegriffen. Bestätigt ist, dass Nachrichten auch live mitgelesen wurden. In Frankreich, den Niederlanden und Deutschland wurden ab April 2020 Zugriffe und Verhaftungen auf Basis der live-Chats durchgeführt – ob die deutschen Ermittlungsbehörden selbst mitgelesen oder nur Hinweise erhalten haben, ist bisher nicht geklärt.

Was sind die Ergebnisse?

Im September 2020 wurde öffentlich, dass EncroChat im Juni 2020 versuchte, die kriminellen Aktivitäten seiner Nutzer zu verschleiern, indem die Firma dazu anhielt, die Handys zu vernichten. Weiterhin wurde der Presse bestätigt, dass das Bundeskriminalamt (BKA) mehrere hunderttausend Chatverläufe prüfe und auf deren Basis Ermittlungen gegen etwa 3.000 in Deutschland ansässige Nutzer des Netzwerkes führe. Auch in den anderen beteiligten EU-Staaten gab es bereits Ergebnisse zu spüren: in den Niederlanden wurden mehr als 100 Verdächtige verhaftet, 19 illegale Labore zur Herstellung von Rauschgift entdeckt, über 8.000 kg Kokain, 1.200 kg Crystal Meth und zahlreiche illegale Schusswaffen (teilweise Maschinengewehre), teure Uhren, knapp 20 Millionen Euro Bargeld und 25 Luxuswagen beschlagnahmt, ähnliche Zahlen sieht man auch in Belgien und dem Vereinigten Königreich.

Wie kann das BKA die EncroChat-Nutzer identifizieren?

Nach derzeitigem Stand ist anzunehmen, dass Europol die durch die französischen Behörden ermittelten Daten an das BKA übergeben hat, welches diese sichert und auswertet. Mithilfe der Daten kommt das BKA an die IMEI-Nummern der Geräte, die Handys eindeutig identifizierbar machen. Hängen den Nachrichten GPS-Daten an, werden sie an die jeweils zuständigen Staatsanwaltschaften übergeben, welche versuchen, die zu den Daten passenden Menschen zu finden. Wenn die Staatsanwaltschaften überzeugt sind, dass sie jemanden identifiziert haben, werden Ermittlungsverfahren wegen der in den Chats vermuteten Betäubungsmittel- bzw. Waffengeschäfte eingeleitet. Diese gehen in viele Fällen mit weiteren Beschlüssen, beispielsweise Durchsuchungen, einher.

Was ist zu tun, wenn ich ein EncroChat-Handy besitze?

Zunächst ist es wichtig, dass man sich als Nutzer eines kryptierten Handys nicht gleich strafbar macht – wenn man keine strafbaren Handlungen getätigt oder geplant hat, muss man nichts befürchten. Das verschlüsselte Chatten kann auch datenschutzrechtliche Gründe haben und ist kein Straftatbestand!
EncroChat hat seine Nutzer am 13. Juni 2020 angeregt, die Geräte abzuschalten und physisch zu vernichten. Wenn Sie befürchten, dass ein auf EncroChat-Daten basierendes Ermittlungsverfahren gegen Sie läuft, rufen Sie mich schnellstmöglich an. Im Falle eines Haft- oder Durchsuchungsbefehls gegen Sie müssen Sie den Strafverfolgungsbehörden nicht bei den Ermittlungen helfen, und ebenfalls keine Angaben zum Sachverhalt machen. Auch die PIN Ihres Handys müssen Sie nicht preisgeben! Bewahren Sie Ruhe und versuchen Sie, schnellstmöglich Ihren Strafverteidiger zu kontaktieren. Ich helfe Ihnen.

Quellen:

https://www.anwalt-strafverteidigung.de/?url=https%3A%2F%2Fwww.anwalt-strafverteidigung.de%2Fnews%2Fencro-chat-encrochat-567
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/encrochat-krypto-handy-entschluesselt-drogenhandel-verfahren-100.html
https://www.anwalt.de/rechtstipps/encrochat-was-war-ist-da-los-190370.html
https://www.euronews.com/2021/07/06/encrochat-hundreds-arrested-in-germany-after-officials-gain-access-to-encrypted-data
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/panorama/%C3%BCber-zweitausend-ermittlungsverfahren-durch-auswertung-von-encrochat-daten/ar-AALP7f9
https://www.focus.de/panorama/welt/folterkammern-mordauftraege-drogenhandel-kommunizieren-ueber-krypto-handys-wie-das-bka-geheime-chats-der-mafia-entschluesselt_id_12193462.html

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Hannah-Maria Günter, LL.M.

Anwalt für Medizinrecht, Arbeitsrecht, Miet- und WEG-Recht aus Hannover

Zertifizierung zur Mediatorin (IHK)

Zertifizierung zum Coach (IHK)

Master of Laws (LL.M.) (Medizinrecht)

Justiziarin in der Rechtsabteilung der Medizinischen Hochschule Hannover

Zulassung zur Rechtsanwältin

Studium der Rechtswissenschaften und Wissenschaftliche Mitarbeiterin an dem Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Immaterialgüterrecht und IT-Recht an der Leibniz Universität Hannover